Oracle-Java: Neue Jagd auf IT-Budgets

Peter Wesche February 9, 2023

Seit kurzem wabert ein neuer Schrecken durch die IT-Abteilungen. Denn eine simple Änderung der Lizenzmetrik in Oracle’s Globaler Preisliste für Oracle Java bringt IT-Controller, CIOs und sogar CFOs ins Schwitzen:

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Bin ich betroffen, wie kann ich das herausfinden??

Was ist passiert?
Am 23.01.2023 veröffentlicht Oracle seine neue Preisliste für die Lizenzierung für Java SE (Standard Edition). Na und?
Genaues Lesen offenbart: Es gibt eine neue Metrik mit dem sperrigen Namen ‘Employee for Java SE Universal Subscription’, welche die bisher vertrauten Optionen ‘NUP’ (named user plus) und ‘Processor’ ersatzlos ablöst. Die neue Metrik entfernt sich von der Grundlage einer ordentlichen IP-Lizenzierung auf Basis ‘Nutzung’ und ersetzt diese durch eine Unternehmenslizenz, mit der jeder auf jedem beliebigen Gerät Java SE nutzen darf.

Der Pferdefuß: in den meisten Unternehmen ist die Anzahl der tatsächlichen Nutzer erheblich kleiner als die Anzahl der Menschen im Unternehmen. Und wäre es nicht genug, so erweitert Oracle’s Definition der Employee for für Java SE Universal Subscription diese Anzahl auch noch um viele weitere Individuen fremder Unternehmen, wenn sie auch nur in geringem Umfang am Geschäft des Unternehmens teilhaben: gemeint sind ‘alle Vollzeitbeschäftigten, Teilzeitbeschäftigten und Mitarbeiter von Partnern, Vertretern, Auftragnehmern, Outsourcern und Beratern, die die internen Geschäftsabläufe unterstützen.’

Der Ausweg: Es gibt bestimmte Java-Versionen, für die Oracle zum jeweiligen Zeitpunkt keine Lizenzgebühren erhebt. Für solche Versionen ist die Metrik unerheblich, da gebührenfrei!

Wer ist (relativ) sicher??

Nur Unternehmen, die über eine aktive Subskription unter alter Metrik verfügen, sollen laut Oracle ‘Q&A-Statements’ darauf vertrauen können, im bisherigen user/processor-Modus weiter lizenzieren zu dürfen. Eine solche ‘Policy’ stellt jedoch keinen Rechtsanspruch auf Dauer her und kann jederzeit geändert werden.

Was passiert mit dem Gros der Anwenderunternehmen, die über eine solche Subskription nicht verfügen?

Diese müssen, wenn sie eine teure Unternehmenslizenz meiden wollen, schleunigst auf eine gebührenfreie Java-Edition migrieren, und zwar bis auf das letzte Device. Und zwar bevor Oracle die Gelegenheit hat, das Gegenteil zu beweisen.

Das Problem liegt in Detail!

Denn erstens ist die vollständige Entdeckung von lizenzpflichtigen Versionen in der Infrastruktur nur mit sehr leistungsfähigen Werkzeugen möglich, und zweitens ist die technische Migration auf eine gebührenfreie Version ohne Tests und Anpassung des Quellcodes nicht möglich. Solche Tests und ggfs. nötige Anpassungen kosten jedoch Zeit und Geld.

Fazit

Oracle’s neue Bestimmungen setzen Unternehmen reihenweise unter Druck. IT-Abteilungen müssen Gewissheit schaffen, damit die CFOs Ihre Budgets auf sicheren Annahmen weiter fortschreiben können. Sollte eine Audit-Ankündigung von Oracle das Unternehmen erreichen, sind die Bereinigungen zu forcieren und alle Auditversuche mit guten Argumenten abzuwehren. Wohl dem, der dann die geeigneten Fachleute an der Hand hat. Aus Sicht des Projektmanagements, der technischen Sachverhaltsanalyse und der rechtlichen Begleitung.

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